logo

facebook twitter instagram email

Sprache auswählen

Existenzieller Befund : die Wiener Malerin Soshana

Soshana, die aus Wien stammende und jetzt nach mehr als einem halben Jahrhundert wieder in Wien ansässige Malerin, hat die Welt bereist und kennengelernt. Stets unterwegs, neugierig, künstlerisch in Bewegung und vom Wunsch geleitet, in wärmeren Gegenden leben und arbeiten zu können, wurde sie zur Globetrotterin und Kosmopolitin, deren Leben und Werk durch Erfahrungen auf allen Kontinenten geprägt wurde. Pendelnd zwischen gegenstandsgebundenen Aquarellen, eruptiven, phantastischen Landschaften, radikaler Abstraktion und formaler Autonomie kann Soshana auf ein facettenreiches Oeuvre verweisen, dessen Höhepunkte die zumeist in den 1950er Jahren entstandenen informellen Gemälde sind: kontrastreiche Bilder der spontanen Geste, mit Verve in scheinbar unbegrenzte Bildräume und Flächen kontrastierend gesetzte Pinselhiebe, Farbzusammenballungen, Drippings und Zeichen. Sie bilden nicht ab, sondern gelten in Summe einem neuen, spontanen Bild des Aufbruchs.

In Paris, dem Mekka der Kunst des ausklingenden 19. und 20. Jahrhunderts, Anziehungspunkt für Maler und Bildhauer aus aller Welt ( um 1960 sollen es 125,000 gewesen sein!) hatte es Soshana nicht leicht, sich durchzusetzen und wahrgenommen zu werden.

Erstaunlich rasch gewann sie an Terrain, fand Anerkennung und Aufnahme in Galerien, bei einigen wichtigen Kritikern und erfreute sich der Wertschätzung vieler Künstler, allen voran Alberto Giacometti und Pablo Picasso. Beide Giganten der Moderne porträtierten Soshana zu wiederholten Malen, der eine in Paris, der andere in Antibes.

Lange Zeit war auch für Soshana Paris die Stadt der Horizonterweiterung, der richtige Ort, um Erfahrungen zu sammeln und Milieus zu studieren. Ihre aparte, außergewöhnliche Erscheinung passte ideal in ein Szenario, dass der Künstlerin viel Kraft abnötigte und sie zugleich bestätigte.

Wie es auch heute der Fall ist, war die Malerei von Soshana immer sehr subjektiv bestimmt, ungewöhnlich durch starke Kontraste gekennzeichnet und risikobehaftet.

In einer Welt des Aufbruchs hat Soshana Sinnbilder geschaffen und Kontrapunkte existenzieller Behauptung gesetzt. Ihr gegenwärtiges, an Wien gebundenes Schaffen, unterstreicht einmal mehr ihren schöpferischen Impetus.

Peter Baum, 2005, Prof.,
ehem. Direktor der Neuen Galerie in Linz,
Gründungsdirektor des Kunstmuseums Lentos, Linz